Detektive, Agenten und ein großer Zusammenbruch – Die MDM fördert Film-, Serien- und Medienvorhaben mit über 5,2 Millionen Euro
Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner ersten Sitzung 2025 am 5. März Fördermittel in Höhe von 5.215.329,00 Euro für insgesamt 42 Projekte vergeben.
Als die intergalaktische Spionin Zoe Stranek, auch bekannt als „Agent 203”, eine Notfallnachricht von ihrem vermissten Vater erhält, machen sie und ihr Team sich auf die Suche nach ihm. Dabei müssen sie es mit vielen seltsamen, lustigen und (oft) kriminellen Bewohner*innen der Galaxie aufnehmen. Unter der Regie von Damjan Mitrevski und Jo Daris wird die gleichnamige Kinderanimationsserie fürs Kino adaptiert. Bigchild Entertainment aus Weimar erhält Produktionsförderung in Höhe von 450.000 Euro.
„Emil und die Detektive” gehen wieder auf Verbrecherjagd in Berlin – diesmal mit Smartphone und E-Scooter. Für die Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers von Erich Kästner erhält die UFA Mitte eine Produktionsförderung in Höhe von 400.000 Euro. Die Regie übernimmt Florian Dietrich („One Hit, No Wonder”, „Toubab”), das Drehbuch schrieb Antonia Scheurlen. Mit Albrecht Schuch steht bereits das erste Cast-Mitglied fest.
Im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm” entsteht „Johanna und die Maske der Makonde” von Nancy MacGranaky-Quaye. Die Maske der Makonde ist weg! Wer hat sie aus dem Leipziger Grassi Museum für Völkerkunde gestohlen? Die elfjährige Johanna und ihr Mitschüler Anton waren beide in der Tatnacht im Museum und verdächtigen sich anfänglich gegenseitig. Für die Polizei steht Johannas Opa Kito, der gerade aus Tansania zu Besuch ist, ebenso unter Verdacht wie die Museumswärterin Melanie, Antons Mama. Johanna, Anton und ihre beste Freundin Sweta machen sich zusammen auf die Suche nach dem Dieb und finden schon bald eine heiße Spur (MadeFor Film, 370.000 Euro).
In „The Skull” erzählt Regisseur und Drehbuchautor David Lowery nach dem Bilderbuch von Jon Klassen die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft: Otilla findet tief im Wald ein altes Anwesen, in dem ein Totenkopf wohnt. Schnell freunden sich die beiden an. Doch der Totenkopf warnt sie: Jede Nacht sucht ihn ein kopfloses Gerippe heim. Otilla schmiedet einen Plan, wie sie das Gerippe ein für alle Mal loswerden können (Raccoon Features, 300.000 Euro).
Eine Produktionsförderung von 300.000 Euro geht an die Magdeburger Blue Monticola Film für „Thomas der Starke”. Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Carla und Thomas. Als Carla in einen Autounfall verwickelt wird, bei dem ihr heimlicher Geliebter stirbt, gerät die routinierte Beziehung des Kranführers und der Erzieherin ins Wanken. Clara sieht sich gezwungen, Thomas alles zu erzählen, der sich nun seiner Rolle in der Ehe nicht mehr sicher ist. Inszeniert wird das Drama von Angela Schanelec („Music”).
Der indische Regisseur Upamanyu Bhattacharyya verknüpft im Animationsfilm „Heirloom” eine in den 1960er Jahren angesiedelte Familiengeschichte mit einem Exkurs in die traditionsreiche Textilindustrie seines Heimatlandes. Während die Lehrerin Sonal die Zukunft ihrer Familie durch das Investieren in ein modernes Textilgeschäft absichern will, setzt ihr Mann Kirti lieber auf ein Museum zur Kunst der Handweberei. Doch seine Entscheidung führt in eine finanzielle Sackgasse (POM POM Animation, 250.000 Euro).
Das Drama „Spaziergang nach Syrakus” bringt Regisseur Lars Jessen („Mittagsstunde”) erneut mit Schauspieler Charly Hübner zusammen. Hübner spielt den Rostocker Paul Gompitz, der 1982 den Entschluss fasst, auf den Spuren des Dichters Johann Gottlieb Seume nach Sizilien zu reisen. Der Weg dorthin ist ihm als DDR-Bürger jedoch durch die Grenze versperrt. Als Paul klar wird, dass er sein Ziel auf legalem Wege nicht erreichen kann, beginnt er, seine Flucht zu planen. Das Drehbuch verfassten Heide und Rainer Schwochow, als Vorlage diente die Erzählung von Friedrich Christian Delius (Pandora Filmproduktion, 200.000 Euro).
Auf Thriller-Terrain bewegt sich die vierteilige Miniserie „Vanished” von Oskar Thor Axelsson. Im Zentrum steht die Deutsch-Isländerin Anna Becker, die als Polizistin in Reykjavik arbeitet. Ihr Vater verschwand einst spurlos in den Wirren der Wendezeit. Als seine sterblichen Überreste gefunden werden und klar wird, dass er damals einem Mord zum Opfer gefallen ist, kehrt Anna erstmals seit ihrer Kindheit nach Deutschland zurück. Im Zuge ihrer Ermittlungen kommen schon bald kriminelle Machenschaften zwischen beiden Ländern ans Licht (Saxonia Media Filmproduktion, 150.000 Euro).
Im Jahr 2002 strandeten an der deutschen Nordseeküste drei Pottwale. Eine Gruppe Leipziger Kunststudierender machte sich auf den Weg, eines der toten Tiere zu zerlegen. Seitdem hängt an der Decke der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst ein 15 Meter langes Walskelett. Kopf der Aktion war HGB-Professor Ingo Garschke. In „Der weiße Wal” verwebt seine Tochter Jule Garschke die damaligen Geschehnisse mit persönlichen Erinnerungen an ihren Vater, der sich 2010 das Leben nahm. Der Dokumentarfilm wird im Rahmen des „Fifty-fifty”-Förderprogramms von MDM und ZDF – Das kleine Fernsehspiel realisiert (Hoferichter & Jacobs, 130.000 Euro).
Regisseur und Drehbuchautor Damian Kocur, dessen zweiter Spielfilm „Under the Volcano” 2024 in Toronto Weltpremiere feierte, taucht in „La Manche” in das Leben des 36-jährigen Tomek ein. In einem Dorf unweit der belarussischen Grenze arbeitet er tagsüber als Holzfäller und geht nachts heimlich im dichten Grenzwald auf die Jagd. Dabei verletzt er eines Tages versehentlich den irakischen Geflüchteten Seyyed. Tomek nimmt den Verletzten mit nach Hause und pflegt ihn, gerät aber zunehmend unter Druck (Oma Inge Film & Kultur, 120.000 Euro).
Nach „Zone” und „Die Nacht ist dunkel und kälter als der Tag” beendet Christina Friedrich mit „The darker the night the brighter the stars” ihre Trilogie über Kindheit und Jugend im thüringischen Nordhausen. Die Protagonist*innen setzen sich in dem Dokumentarfilm erneut mit für sie existenziellen Fragen auseinander. Dabei entwickeln sie eigene Szenen und Texte, während sie ein professionelles Filmteam beobachtet (Madonnenwerk, 120.000 Euro).
Magdalena Zięba-Schwind begibt sich in ihrem neuen Dokumentarfilm „Musik in Polen” auf einen unterhaltsamen Streifzug durch die Musikgeschichte des deutschen Nachbarlandes. Ausgehend vom „Klassiker” Frédéric Chopin zeigt die Regisseurin, welche Einflüsse die polnische Musikkultur nachhaltig geprägt haben. Gleichzeitig stellt sie Künstlerinnen und Künstler vor, die in Genres wie Jazz, Folk und der modernen Klassik heutzutage wichtige Akzente setzen (EuroArts Music International, 105.000 Euro).
Die Schriftstellerin Christa Wolf macht Regisseurin Sabine Michel („Frauen in Landschaften”) zum Thema ihres neuen Dokumentarfilms. In essayistischer und multiperspektivischer Manier untersucht sie in „Die Jahrhundertfrau” Wolfs Leben, das drei deutsche Gesellschaftssysteme umspannte, ihr literarisches Schaffen und ihren großen Einfluss auf nachfolgende Generationen von Schriftsteller*innen und bildenden Künstler*innen. Im Zentrum von Michels Betrachtungen steht die Frage, warum Christa Wolfs Werk bis heute hochaktuell ist (solo:film, 60.000 Euro).
Anfang der 1970er Jahre entsteht in der DDR ein wahrer Personenkult um die afroamerikanische Bürgerrechtlerin Angela Davis, die in ihrer Heimat zwei Jahre lang unschuldig hinter Gittern sitzt. Nach ihrem Freispruch reist sie zweimal in den Arbeiter- und Bauernstaat, um sich bei ihren Unterstützer*innen zu bedanken. In „Schwarze Schwester Angela – Black Power in der DDR” erzählen Katharina Warda und Jascha Hannover, wie die DDR-Führung ihre Besuche im Zeitalter des Kalten Krieges zu Propagandazwecken nutzte (Florianfilm, 60.000 Euro).
Helena Hufnagel bringt mit „Agnes & Amir” eine Geschichte auf die Leinwand, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Agnes ist 101, lebt allein in einer riesigen Berliner Altbauwohnung und wehrt sich vehement gegen einen Umzug ins Altenheim. Amir (28) ist gerade aus dem Iran geflohen, bangt um seinen Aufenthaltstitel und findet ohne Wohnung keinen Job (und umgekehrt). Eine gemeinsame WG könnte einige ihrer Probleme lösen (Nordpolaris, 50.000 Euro).
Förderentscheidungen FOKUS-Programm
Im Rahmen des neuen FOKUS-Programms von MDM und MDR, dessen Finanzierung paritätisch von beiden Partnern getragen wird, entstehen die folgenden vier Projekte:
Die Neue Bioskop Film Leipzig produziert mit der ebenfalls in Leipzig ansässigen 2Könige Film die Tragikomödie „Der große Zusammenbruch”. Regisseur Tilman König („König hört auf”) erzählt darin vom Lebenskünstler und Wendeverlierer André, der sich in Leipzig mit kleinen Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Als seine pubertierende Tochter für drei Wochen bei ihm unterkommen muss, finden die beiden zunächst keinen Draht zueinander. Alles ändert sich, als André auf einer Konferenz von Verschwörungstheoretikern landet: Der dort herbeigeredete Weltuntergang bietet Vater und Tochter die Chance auf einen Neuanfang. Die Neue Bioskop Film Leipzig erhält 300.000 Euro Produktionsförderung durch die MDM.
Mona Keil realisiert mit dem Stop-Motion-Kurzfilm „Kitzel”, für den sie 2024 den Pitching-Preis beim MDM Nachwuchstag KONTAKT erhielt, eine spielerische Untersuchung des schmalen Grats zwischen Einvernehmen und Übergriffigkeit: Zwei affenähnliche Wesen liebkosen und kitzeln sich gegenseitig. Doch was als harmloses Spiel beginnt, lässt am Ende beide mit dem Gefühl zurück, zu weit gegangen zu sein. Das Studio Animauz Weber & Walde aus Dresden erhält eine Produktionsförderung der MDM in Höhe von 89.835 Euro.
In ihrem autobiografisch inspirierten 30-minütigen Kurzfilm „Karo Dame, Herz König”, mit dem sie 2022 den Pitching-Preis beim MDM Nachwuchstag KONTAKT gewann, widmet sich Susann Frömmer dem Leben und Wandel einer Patchworkfamilie. Als ihr Vater Ralf unheilbar an Krebs erkrankt, hilft der jungen Svenja ausgerechnet eine scheinbar banale Familientradition dabei, sich mit dem drohenden Verlust auseinanderzusetzen: Rommé spielen. Das Projekt der Magdeburger Blue Monticola Film wurde bereits 2024 von der MDM mit 40.000 Euro gefördert und ist ebenfalls Teil der Auswahl.
Franka Sachse lässt mit „Dog and Tree” einen animierten Kurzfilm für die ganze Familie entstehen. Er handelt von der Freundschaft zwischen einer Hundedame und einem alten Baum, die vom Ende bis zum Anfang erzählt wird. Wie schon bei Sachses früherem Film „Saka sy Vorona – Katze und Vogel” kommt bei „Dog and Tree” die Technik des Legetricks zum Einsatz. Paper Plane Animation aus Weimar erhalten 33.000 Euro Produktionsförderung von der MDM.
Produktion Neue Medien
Head of Creative Julio Quiroz erschafft im Game „Resistance 204X” ein dystopisches Cyberpunk-Setting, in dem die Spieler*innen in der Rolle von Zer0 zur besten Kämpferin der Galaxie aufsteigen oder mit weiteren Charakteren in verschiedenen Arenen gegeneinander antreten können. Das Yaga Studio aus Leipzig, ehemalige Teilnehmer der Gründerinitiative MEDIAstart, erhält für dieses Projekt eine Produktionsförderung in Höhe von 150.000 Euro.
Für „Mary Shelley – The Lost Memories” lässt Lisa Marie Rothe mit Augmented-Reality-Technologie einen interaktiven Escape Room entstehen. Bis zu vier Spieler*innen gehen darin auf eine Reise durch das Leben der „Frankenstein”-Autorin, lösen Rätsel zu ihrer Biographie und erleben so die Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz (Heartucate, 65.000 Euro).
Neue Projekte in Entwicklung
Projektentwicklungsförderung erhalten die Gesellschaftssatire „Sieben Jahre” (Regie: Simon Ostermann, Drehbuch: Seraina Nyikos, Oma Inge Film & Kultur, 60.000 Euro), der Kinderfilm „Der zweite Stern von rechts” von Markus Dietrich (Drehbuch: Markus Dietrich und David Ungureit, ostlicht filmproduktion, 50.000 Euro) sowie die Dokumentarfilme „Bittersweet” von Christoph Peters (Mia Media Leipzig, 30.000 Euro) und „Heroines of Hope” von Uli Decker und Bernadette Weber (Elemag Pictures, 30.000 Euro).
Im Stadium der Stoffentwicklung unterstützt die MDM die Dramen „Die Verteidigung des Nichts” (Drehbuch: Iain Dilthey, Departures Film, 30.000 Euro) und „Farewell” (Drehbuch: Eline Gehring, Kaskada Pictures, 30.000 Euro), die Drama-Serie „L - Dorado” (Drehbuch: Christina Künstler, Torsten Künstler, Tobias Rohe, Thomas Brussig, Cine Impuls Leipzig Fernsehproduktion, 30.000 Euro) sowie den Dokumentarfilm „Saschkos Sprung” (Buch: Jonas Eisenschmidt und Constanze Wolpers, radpaar films, 25.000 Euro).
Förderentscheidungen Verleih und Sonstige Maßnahmen
Im Verleih werden der Familienfilm „Moon, der Panda” (Regie: Gilles de Maistre, Weltkino Filmverleih, 100.000 Euro) das Drama „The Kingdom” (Regie: Julien Colonna, PROGRESS Film, 49.994 Euro), der Kinderfilm „Der Prank – April, April!” (Regie: Benjamin Heisenberg, Port au Prince Pictures, 35.000 Euro) und das Sozialdrama „Made in EU” (Regie: Stephan Komandarev, JIP Film und Verleih, 30.000 Euro) gefördert.
Zudem erhalten die MEDIAstart-Alumni Rotzfrech Cinema eine Abspiel-/Präsentationsförderung in Höhe von 9.500 Euro für den Dokumentarfilm „Provisorium” (Regie: Markus Lenz).
Weiterhin gewährt die MDM Fördermittel für den TP2 Talentpool (157.000 Euro), die Filmkunstmesse Leipzig (150.000 Euro), die TeleVisionale Weimar (150.000 Euro), Weiterbildungen der IAMA (140.000 Euro), die Akademie für Kindermedien (136.000 Euro), die Filmmusiktage Sachsen-Anhalt (130.000 Euro), das Förderprogramm Elementary! Claiming Tomorrow – Creating Horizons (60.000 Euro), KIDS Regio (54.000 Euro) und die SchulKinoWoche Thüringen/Sachsen-Anhalt (26.000 Euro).
Weitere Informationen zu den geförderten Projekten sind hier (PM) und hier (Übersicht Förderentscheidungen) zu entnehmen.