Ein Vierteljahrhundert Engagement für die mitteldeutsche Medienbranche – MDM-Förderbilanz 2023
Über 18 Millionen Euro bewilligte der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung im Jahr 2023 für die Entwicklung, Produktion und Auswertung von insgesamt 172 Film- und Medienprojekten. Mehr als 12,6 Millionen Euro wurden für die Produktion von 49 Kino- und Fernsehstoffen vergeben. Neben rein deutschen Projekten stand auch die Förderung von internationalen Koproduktionen und vielversprechenden Nachwuchsvorhaben wieder im Fokus.
„Im Gegenzug sind Ausgaben von fast 32 Millionen Euro in den mitteldeutschen Wirtschaftskreislauf geflossen. Jeder Euro Fördergeld hat somit das Doppelte an Investitionen in die Medienwirtschaft in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bedeutet. Neben diesen erfreulichen Zahlen konnte sich auch die inhaltliche und künstlerische Qualität der geförderten Projekte einmal mehr sehen lassen”, sagt MDM-Geschäftsführer André Naumann. Er trat am 1. Dezember 2023 die Nachfolge von Claas Danielsen an, der sein Amt als Geschäftsführer nach sieben Jahren auf eigenen Wunsch niederlegte.
GEFÖRDERTE HIGHLIGHTS 2023
Auch 2023 förderte die MDM hochkarätige nationale und internationale Produktionen. Dani Levy („Die Känguru-Chroniken”) begibt sich für seine Tragikomödie „Kochschule Schwarz” mit Florian David Fitz ins München des Jahres 1938. Für das im 17. Jahrhundert spielende Historiendrama „Rose” konnte Regisseur Markus Schleinzer Sandra Hüller als Hauptdarstellerin gewinnen. Darüber hinaus entstehen mit Unterstützung der MDM unter anderem die neuen Filme von Thomas Stuber („Der Frosch und das Wasser”), Sergei Loznitsa („Zwei Staatsanwälte“) und Stephan Komandarev („Made in EU”). Auch zugkräftiges Family Entertainment wurde von der MDM unterstützt: Unter der Regie von Sven Unterwaldt entstand „Die Schule der magischen Tiere 3”, der am 26. September 2024 im Kino startet. Ebenfalls auf einer sehr erfolgreichen Buchreihe basiert das Fantasy-Abenteuer „Woodwalkers” von Damian John Harper. Es kommt am 24. Oktober 2024 in die deutschen Kinos. Ein TV-Eventfilm für die ganze Familie wird „Bach – Eine Weihnachtsgeschichte”: Florian Baxmeyer erzählt darin von den Widrigkeiten, mit denen der große Komponist Johann Sebastian Bach bei der Entstehung seines berühmten Weihnachtsoratoriums zu kämpfen hatte.
SCHWERPUNKT NACHWUCHSFÖRDERUNG
Darüber hinaus brachte die MDM 2023 mit rund 3,8 Millionen Euro wieder spannende Nachwuchsvorhaben auf den Weg. Das sind rund 25 Prozent der bewilligten Fördergelder für die Kategorien Produktion, Projektentwicklung und Stoffentwicklung. Die Leipziger Regisseurin Susanne Heinrich („Das melancholische Mädchen”) widmet sich in ihrem zweiten Spielfilm, der musikalischen Komödie „Die miserable Mutter”, auf stilistisch ungewöhnliche Weise und mit feministischer Grundhaltung dem Thema Mutterschaft. Ein mehr als 100 Jahre umfassendes Familienepos, angesiedelt auf einem Bauernhof in der Altmark, legt Mascha Schilinski mit „The Doctor says I’ll be alright but I’m feelin‘ blue” vor. Schilinski und ihre Koautorin Louise Peter erhielten im Februar 2023 für ihr Drehbuch den renommierten Thomas Strittmatter Preis. Zudem förderte die MDM im Stadium der Projektentwicklung in Gestalt von „Janas Reise” (Balance Film GmbH, Dresden), „Last Seed” (Play Heart Games, Leipzig), „Mary Shelley – The Lost Memories” (Heartucate, Leipzig) und „Rooted” (Moonlit Monitors, Bernburg) mehrere vielversprechende Games ansässiger Unternehmen und Kreativer.
JUBILÄUM 25 JAHRE MDM
Die Mitteldeutsche Medienförderung feierte 2023 ihr 25-jähriges Bestehen.
Weit über 3.000 Projekte hat die MDM seit ihrer Gründung 1998 gefördert, die oftmals nicht nur Menschen hierzulande, sondern auf der ganzen Welt begeistert haben. Gleichzeitig ist in diesen 25 Jahren in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine überaus lebendige Film- und Medienszene herangewachsen, die national wie international bestens vernetzt ist. „Bei dieser bemerkenswerten Entwicklung durften wir – nicht zuletzt auch durch das Engagement unserer Gesellschafter – tatkräftig mithelfen. Zudem war die MDM über all die Jahre auch in Bereichen wie der Nachwuchsförderung sowie Aus- und Weiterbildung sehr aktiv, was von der breiten Öffentlichkeit oft weniger wahrgenommen wird”, betont MDM-Geschäftsführer André Naumann. Aus Anlass des Jubiläums fanden im Jahresverlauf besondere Events statt – beispielsweise eine Open-Air-Kinotour der MDM Film Commission unter dem Titel #rausinskino und die Eröffnung der Fotoausstellung „Sachsens schönste Drehorte” in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin.
GRÜNDERINITIATIVE MEDIASTART
Auch mit ihrer 2021 gestarteten Gründerinitiative MEDIAstart entwickelt die MDM den Medienstandort Mitteldeutschland nachhaltig weiter. Sie hilft jährlich bis zu zehn jungen Medienunternehmen aus der Region dabei, rasch und dauerhaft auf dem Markt Fuß zu fassen. 2023 wurde MEDIAstart um weitere drei Jahre verlängert. Für den dritten Jahrgang wurden im Vorjahr die AWEGO Horses & Stunts GmbH (Herrnhut), die Clueless Rabbit GmbH (Leipzig), die Esmeralda Film UG (Rotschönberg), die feelslike.erfurt UG (Erfurt), die Fourexo Entertainment GmbH (Dresden), die Foxel Media GmbH (Ilmenau), die FUNKHAUS ost FHO Medien GmbH (Weimar), die Oma Inge Film & Kultur GmbH (Leipzig), die PandaBee Studios UG (Leipzig) sowie die Rotzfrech Cinema UG (Erfurt) in das Programm aufgenommen. Ein Jahr lang wurden die Gründerteams beim Aufbau ihrer Firma und der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle begleitet und unterstützt. Sie absolvierten eigens für sie konzipierte Workshops, bekamen erfahrene Mentor*innen sowie Business-Coaches zur Seite gestellt und wurden mit regionalen sowie überregionalen Firmen und potenziellen Auftraggeber*innen vernetzt. Zudem erhielten sie einen monatlichen Betriebskostenzuschuss von bis zu 1.000 Euro.
AN DER SEITE DER PRODUZENT*INNEN
Die grenzüberschreitende Filmkonferenz „Meet Your Neighbour” konnte nach coronabedingter dreijähriger Pause mit Partnern aus Österreich und der Schweiz wieder stattfinden. Vom 12. bis 14. November luden die MDM, der Filmfonds Wien und die Zürcher Filmstiftung mit Unterstützung der Stadt Leipzig und der Vienna Film Commission zu einer Neuauflage der Konferenz von 2019. Die drei Tage boten den zwanzig eingeladenen Produktionsfirmen aus dem DACH-Raum nicht nur die Möglichkeit zum Netzwerken, sondern gewährten ihnen auch umfassende Einblicke in die Marktstrukturen der drei Länder sowie mögliche Firmenstrategien in Zeiten tiefgreifender Marktveränderungen. Auch die 2022 etablierte Veranstaltungsreihe MDM Produzent*innen-Frühstück wurde 2023 fortgeführt. Drei Mal fanden hierbei regionale Produzent*innen sowie ausgewählte Vertreter*innen der mitteldeutschen Medienlandschaft im Kupfersaal in Leipzig zu branchenrelevanten Themen zusammen.
UNTERSTÜTZUNG FÜR MITTELDEUTSCHE KINOS
Um die Filmtheater in der Region zu stärken, vergab die MDM am 19. September 2023 im Rahmen der Filmkunstmesse Leipzig wieder die Kinoprogrammpreise Mitteldeutschland. Insgesamt 225.000 Euro gingen an 25 gewerblich betriebene Kinos sowie sechs alternative Abspielstätten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Den Hauptpreis für das beste Jahresfilmprogramm 2022, dotiert mit 20.000 Euro, gewann das Thalia – Cinema. Coffee and Cycling in Dresden. Mit dem Hauptpreis für das beste Jahresfilmprogramm 2022 einer alternativen Abspielstätte, verbunden mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Euro, zeichnete die unabhängige Expertenjury das ebenfalls in Dresden ansässige Kino im Kasten aus. Erstmals wurde 2023 auch ein Sonderpreis für ökologische Nachhaltigkeit vergeben. Er ging an die Kulturfabrik Meda aus Mittelherwigsdorf.
FILMSET MITTELDEUTSCHLAND
Auch 2023 standen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei Dreharbeiten hoch im Kurs. Neben der beeindruckenden Vielfalt an Locations zogen auch die effiziente Infrastruktur, unkomplizierte Drehbedingungen sowie die gut ausgebildeten Fachkräfte zahlreiche Filmschaffende in die Region. Insgesamt 1645 Drehtage fanden in den drei mitteldeutschen Bundesländern statt. Spitzenreiter war Sachsen mit 859 Drehtagen, gefolgt von Thüringen (493) und Sachsen-Anhalt (293). Eine detaillierte Übersicht über die 2023 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen realisierten Produktionen bietet der Drehreport der MDM Film Commission.
GEFEIERT UND PREISGEKRÖNT
Auch 2023 waren von der MDM unterstützte Filme überaus erfolgreich bei deutschen und internationalen Festivals sowie Preisverleihungen vertreten. Bei der Berlinale, dem wichtigsten deutschen Filmfestival, waren im Vorjahr drei Filme zu Gast. Im Wettbewerb feierte Emily Atefs Drama „Irgendwann werden wir uns alles erzählen” nach dem gleichnamigen Roman der Leipziger Schriftstellerin Daniela Krien seine Weltpremiere. Auch „Sonne und Beton” von David Wnendt, die Verfilmung des Bestsellers von Comedian Felix Lobrecht, sowie der Coming-of-Age-Film „Delegation” von Asaf Saban, erlebten im Rahmen des offiziellen Programms ihre Uraufführung. Zum Annecy International Animation Film Festival, dem größten und weltweit bedeutendsten Festival für Animationsfilme, wurde „Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels” eingeladen. Das Sozialdrama „Eine Frage der Würde - Blaga’s Lessons” des bulgarischen Regisseurs Stephan Komandarev räumte beim 57. Karlovy Vary International Film Festival ab: Neben dem Hauptpreis Grand Prix - Crystal Globe gewann es zusätzlich den Preis für die beste Hauptdarstellerin (Eli Skorcheva) sowie den Großen Preis der Ökumenischen Jury. Bei den 80. Internationalen Filmfestspielen von Venedig feierten mit dem Mystery-Thriller „Die Theorie von Allem” von Timm Kröger und Nikolaj Arcels Historiendrama „King's Land” mit Dänemarks Superstar Mads Mikkelsen in der Hauptrolle gleich zwei von der MDM unterstützte internationale Koproduktionen im Wettbewerb ihre Weltpremiere. Für beide Filme war es der Startschuss für eine beeindruckende Festival-Karriere: So lief „King’s Land” im Anschluss unter anderem beim Toronto International Film Festival, dem größten Filmfestival in Nordamerika, beim Telluride Film Festival in den USA sowie in San Sebastián. „Die Theorie von Allem” wurde danach beispielsweise zum Filmfest Hamburg und dem Black Nights Film Festival in Tallinn eingeladen und gewann bei der Filmkunstmesse Leipzig den Gilde-Filmpreis in der Kategorie Bester Film National.
Geförderte Filmprojekte reüssierten auch bei weiteren nationalen und internationalen Preisverleihungen. So wurden im Mai beim Deutschen Filmpreis gleich drei Produktionen ausgezeichnet. Jördis Triebel erhielt für ihre Darstellung im Drama „In einem Land, das es nicht mehr gibt” von Aelrun Goette die Lola für die beste weibliche Nebenrolle. Zum besten Kinderfilm wurde „Mission Ulja Funk” von Barbara Kronenberg gekürt. Zudem bekam „Die Schule der magischen Tiere 2” für rund 2,8 Millionen Kinozuschauer*innen die Lola als besucherstärkster Film. Zu den Siegern beim Europäischen Filmpreis zählte im Dezember dann wieder „King’s Land”: Das Historiendrama nahm drei Preise mit nach Hause. Hauptdarsteller Mads Mikkelsen wurde zum „European Actor” gekürt. Darüber hinaus erhielten Rasmus Videbæk (Beste Bildgestaltung) und Kicki Ilander (Bestes Kostümbild) jeweils einen Excellence Award.
FESTIVALS UND EVENTS IN MITTELDEUTSCHLAND
Des Weiteren förderte die MDM erneut ein breites Spektrum von Festivals in der Region, beispielsweise DOK Leipzig, das Filmfest Dresden, das Kinder-Medien-Festival Goldener Spatz in Gera und Erfurt, das Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum SCHLINGEL in Chemnitz, das Neisse Filmfestival im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck oder das Wissenschafts- und Medienfestival Silbersalz in Halle (Saale). Unterstützt wurden auch mehrere Trainingsprogramme für Film- und Medienschaffende wie der TP2 Talentpool, die Professional Media Master Class, die Akademie für Kindermedien oder die Documentary Campus Masterschool sowie Fachveranstaltungen wie die Filmkunstmesse Leipzig und die Filmmusiktage Sachsen-Anhalt. Im Juni 2023 veranstaltete die MDM zum 19. Mal ihren Nachwuchstag KONTAKT. Im Zughafen Kulturbahnhof Erfurt stellten 15 mitteldeutsche Talente zehn Film- und Medienprojekte vor mehr als 100 anwesenden Filmschaffenden, Produzent*innen und Redakteur*innen vor.
Eine Liste der geförderten Projekte des Jahres 2023 gibt es hier.